Thursday, November 21, 2024
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KDE4 für Windows?

Mit der Ankündigung einer unter Windows lauffähigen GPL-Version von Qt4 steht einer Portierung von KDE4 auf das Redmond-Betriebssystem eigentlich nichts mehr im Weg. Damit wäre auf einen Schlag eine ganze Fülle von Applikationen, darunter Amarok, Konqueror und Kontact, auch für Windows verfügbar. An Meinungen dazu fehlt es nicht: von “pervers” bis “genial” ist alles vertreten. Der Grundgedanke: Wer sich bereits unter Windows an Open-Source-Software auf dem Desktop gewöhnt hat, kann später leichter auf ein freies Betriebssystem umsteigen. Gegenargument: Wenn man bereits alle “großartigen” Applikationen problemlos unter Windows starten kann, warum sollte man dann noch umsteigen wollen? Man hat ja bereits alles.

Für mich stellt sich weniger die Frage nach dem “warum”, sondern mehr nach dem “wie”. Aus rein technischer Sicht reichen ein C++ Compiler und die richtigen Bibliotheken. Allerdings weist Windows einige Eigenheiten auf, welche von KDE bisher kaum berücksichtigt werden dürften. Der Code muss noch geschrieben werden, was uns (zumindest anfangs) zum Problem fehlender Entwickler führt. Bestehende Windows-Anwendungen integrieren sich nicht in die bisherige KDE-Welt, FOSS-Desktop-“Standards” wie dbus und hal existieren unter Windows in der gewohnten Form nicht. Ob sich eine ausreichende Zahl von Windows-Entwicklern Initiativen wie freedesktop.org anschließen wird, ist fraglich. Eher wird es so sein, dass sich ein Windows-KDE in vielen Punkten an ungeschriebene Windows-Standards anpassen muss, was über längere Zeit entweder zu aufgeblähten Sourcen oder einem Fork führt. Gleichzeitig müsste eine ganze Reihe von Bibliotheken, Diensten und Applikationen ebenfalls auf Windows portiert werden. Ob und wie schnell das passiert, hängt vom zweiten Faktor ab: Dem gemeinen Windows-Nutzer.

Wenn keine ausreichend große Nutzerbasis mobilisiert werden kann, wird sich niemand die Arbeit machen. Windows-Nutzer steht bereits heute eine extrem große Auswahl an Anwendungen zur Verfügung. Die erste Version eines Konqueror für Windows etwa wird anfangs nur ein weiterer Browser sein, genau wie sich Kontact nicht nur gegen Outlook wird behaupten müssen. Die meisten Nutzer machen von der bereits existierenden Software-Palette allerdings kaum Gebrauch. Es mag sein, dass mit Firefox und OpenOffice zwei prominente Open-Source-Projekte eine nennenswerte Verbreitung gefunden haben, jenseits dieser Musterbeispiele sieht es aber schlecht aus. xChat für Windows wird kaum verwendet, mplayer für Windows kenne ich nur von Screenshots. Mit CyGNOME steht seit mindestens einem Jahr eine komplette freie Desktop-Umgebung für Windows bereit, auch KDE wurde schon mehr als ein Mal auf Windows portiert. Ich kenne keine genauen Daten über den Verbreitungsgrad alternativer Desktops, aber im Moment fällt mir eigentlich nur BartPE ein. Vielleicht könnte eine Kampagne im Stile von “Spreadfirefox” einiges richten, aber hier geht es nicht um etwas vergleichsweise Einfaches wie einen Browser. Microsoft hat für fast alle Aufgaben eine eigene Anwendung zur Hand, viele Nutzer haben sich darin eingearbeitet und gewöhnen sich ungern um. Wenn dann ab und zu noch Probleme auftauchen oder Dinge nicht nach gewohntem Schema ablaufen, wird einfach zurückgewechselt.

Vielleicht kommt es ja aber auch gar nie so weit. Microsoft wird die spätestens in Vista vergrabenen Sicherheitsmechanismen für sich zu nutzen wissen.

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